Das Auto als mobiler Stromspeicher

Mit dem Hochlauf der Elektromobilität nimmt auch die Zahl der Autos zu, die bidirektionales Laden ermöglichen. Dabei werden E-Autos zum vorübergehenden Stromspeicher – sei es für selbst erzeugten Solarstrom oder perspektivisch für Strom, der günstig eingekauft und später zu einem besseren Preis wieder ins Stromnetz eingespeist wird. Der ADAC hat im Rahmen der IAA nun den Zwischenbericht einer bei der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE) beauftragten Studie vorgestellt, in der das Potential und die zu lösenden Herausforderungen der Technik genauer beleuchtet werden.

Fazit: Bidirektionales Laden kann E-Autos deutlich attraktiver machen, weil Haushalte dadurch ihre jährlichen Stromkosten signifikant senken können – vor allem dann, wenn es eine eigene Photovoltaikanlage auf dem Dach gibt. Zugleich könne die Technik einen wichtigen Beitrag zur Netzstabilisierung und Erzeugungsflexibilisierung in einem volatilen Stromsystem leisten. "Bidirektionales Laden bietet aus unserer Sicht große Chancen", sagte ADAC-Technikpräsident Karsten Schulze.

Allein durch die Eigenverbrauchsoptimierung der eigenen PV-Anlage können Haushalte laut Studie zwischen 350 und 490 Euro pro Jahr sparen. In diesem Szenario dient das E-Auto als Zwischenspeicher für Überschussstrom aus der PV-Anlage, der nicht sofort selbst verbraucht werden kann. Später – vor allem nachts – wird der zwischengespeicherte Strom dann zur Versorgung des Haushalts genutzt. Die Belastung für das Auto hält sich dabei in Grenzen: Pro Jahr entstehen auf diese Weise nicht mehr als 20 Vollladezyklen.

Noch deutlich höher ist die Ersparnis, wenn die Eigenverbrauchsoptimierung mit dynamischen Stromtarifen und einem automatisierten Stromhandel verbunden wird. Lade- und Entladevorgänge werden dabei auf Basis der Großhandelsstrompreise unter Einbezug der eigenen PV-Anlage optimiert. Eigenerzeugter Strom wird dabei bevorzugt ins Auto geladen und später wie gehabt zur Eigenversorgung des Haushalts genutzt. Zusätzlich aber wird zu Zeiten günstiger Marktpreise geladen und zu Zeiten hoher Strompreise Strom aus dem E-Auto ins Netz eingespeist. Pro Jahr beziffert der ADAC die mögliche Kostenersparnis in diesem Modell auf 500 bis 2010 Euro. Dabei können allerdings mehr als 20 Vollladezyklen pro Jahr entstehen.

Derzeit allerdings sind diese Szenarien noch Zukunftsmusik. "Die Rahmenbedingungen für bidirektionales Laden sind nicht optimal", erklärte Schulze. Um das erste Szenario, die Eigenverbrauchsoptimierung, zu realisieren, veranschlagen ADAC und FfE für 2024 Anschaffungs- und Installationskosten von 2.700 bis 5.800 Euro. Nutzer müssten somit 300 bis 600 Euro pro Jahr erlösen, damit sich der Invest in zehn Jahren amortisiert hat. "Wir brauchen Systeme, die bezahlbar sind", so Schulze mit Blick auf die Industrie. Dass die ihre "Hausaufgaben" macht, davon ist der ADAC überzeugt: Bis 2030 sinken laut Studie die Anschaffungskosten auf 1.200 bis 3.100 Euro. Um einen schnellen Markthochlauf zu gewährleisten, sollte der Gesetzgeber laut ADAC zudem den Kauf von Wallboxen bezuschussen, die für bidirektionales Laden geeignet sind.

Bleiben noch die regulatorischen Hürden. Auf Strom, der in die E-Autos geladen wird und später von dort wieder ins Stromnetz eingespeist wird, fallen sowohl beim Laden als auch beim Entladen Steuern, Abgaben und Umlagen an. Diese Doppelbelastung gelte es abzuschaffen, so Schulze. Stationäre Speicher etwa seien bei der Rück-Einspeisung bereits von Stromsteuer und Netzentgelten befreit. Diese Regeln müssten auch auf Fahrzeugbatterien ausgedehnt werden. "Wenn wir wollen, dass E-Autos ihr Potential ausschöpfen können, müssen wir jetzt die Weichen stellen", so Schulze.