Kommentar: Verbrenner-Comeback bei VW wird nur kurzfristig helfen

Vergangene Woche kündigte Porsche an, mehrere hundert Millionen Euro in Verbrennerfahrzeuge zu investieren. Nun sickerte auch aus Wolfsburg und Ingolstadt die Nachricht durch, dass Benziner und Diesel womöglich länger als geplant gebaut werden könnten. Zuerst hatte das "Handelsblatt" darüber berichtet.

Modelle wie VW Golf, T-Roc, Tiguan oder der Audi A3 könnten dem Vernehmen nach mit einem weiteren Facelift über das Jahr 2030 hinaus für einige weitere Jahre fit gemacht werden.

Der Plan, sich in Europa ab 2033 vom Verbrenner zu verabschieden, würde damit zumindest wackeln. Zumindest bis zum derzeitigen gesetzlichen Verbrenner-Aus im Jahre 2035 könnten VW und Audi dann noch mitmischen; eventuell auch länger.

Offiziell bestätigt ist diese Kurskorrektur noch nicht. Dies dürfte erst Anfang März geschehen, wenn die Ergebnisse der aktuellen Planungsrunde bekannt gegeben werden. Unwahrscheinlich erscheint sie jedoch nicht.  

Porsche, VW und Co. werden derzeit von den aktuellen Marktbedingungen überholt. Die Marken hatten, wie viele andere Hersteller auch, mit einem deutlich schnelleren Hochlauf der Elektromobilität gerechnet – doch die Kunden spielen nicht mit.

Sie greifen derzeit wieder verstärkt zu Benzinern und Dieseln, vor allem zu günstigen Kleinwagen. Diese fehlen auf dem E-Markt noch weitgehend und kommen erst langsam auf die Straße. Bei VW wird es sogar mindestens bis 2026 dauern, bis ein Elektroauto für 25.000 Euro beim Händler steht.

Passen die Autobauer ihre Strategie nun an, müssen sie viel Geld investieren, um die  Verbrennerflotten weiter konkurrenzfähig zu halten und die Werke auf eine flexible Produktion einzustellen.

Viele neue Plattformen sind rein für Elektroantriebe ausgelegt. Porsche kann dem neuen Macan nicht einfach einen Ottomotor verpassen, sondern müsste für eine Neuauflage des SUVs ein komplett neues Fahrzeug entwickeln. Auch der neue ID.Golf lässt sich nicht ohne Weiteres zum TDI umrüsten – die SSP-Plattform ist nicht dafür ausgelegt, Verbrennermotoren aufzunehmen.  

Dass die Hersteller dieses Investment eingehen, ist nachvollziehbar. Autobauer leben davon, Fahrzeuge zu verkaufen, und müssen sich an der Kundennachfrage orientieren. Gleichzeitig dürfen sie den Weg zur Elektromobilität aber nicht verlassen, sondern müssen weiter in Forschung und Entwicklung investieren.

Denn: Trotz der derzeitigen Verzögerungen ist die Richtung klar – die Zukunft gehört der Elektromobilität. Geht es darum, CO₂-Emissionen zu senken und Klimaziele zu erreichen, gibt es zumindest aus heutiger Sicht für Neuwagen keine sinnvolle Alternative zum Elektroantrieb. Auch der Markt wird an dieser Erkenntnis nicht vorbeikommen.  

Investitionen in alternative Kraftstoffe – sei es HVO oder E-Fuels – sind sinnvoll. Schließlich lassen sich die aktuellen Klimaziele nicht allein durch eine Elektrifizierung der Flotte erreichen. Eine schnelle und wirksame CO₂-Reduzierung bei Bestandsfahrzeugen ist ebenso notwendig. Doch darauf zu setzen, dass neue Verbrennungsmotoren künftig ausschließlich mit klimaneutralem Treibstoff betrieben werden, wäre fahrlässig.  

Der Verbrennungsmotor bleibt ein Auslaufmodell – hat für die nächsten Jahre aber durchaus noch seine Berechtigung.