Den Fiesta eingestellt und der Anlauf des elektrischen Explorer verschoben – so richtig gute Nachrichten gibt es von Ford gerade nicht. Zumindest nicht aus Köln. Aber dafür haben sie in Detroit Grund zum Jubeln. Denn in den USA platzt die Motor Company in diesen Tagen förmlich vor Stolz und ihr Chef Jim Farley strahlt über beide Backen. Schließlich hat der rennbegeisterte Petrolhead sich selbst und seiner Firma gerade einen bald 50 Jahre währenden Traum erfüllt – und nur wenige Wochen nach dem Launch des neuen Mustangs die schärfste und spektakulärste Version des Sportwagens in der bisherigen Geschichte enthüllt: GTD heißt das neue Top-Modell, das Ende nächsten Jahres in den Handel kommen soll, und es übernimmt dabei nicht nur den Namen aus der Langstrecken-Rennerei, sondern auch die Technik: „Das Auto hat die Seele eines Mustang, aber wir nutzen die Technik eines Supercars“, sagt Farley und erzählt davon, wie eine eingefleischte Truppe eiliger Enthusiasten den Spieß bei diesem Geheimprojekt im Untergrund diesmal umgedreht hat. „Wir haben keinen Straßenwagen fit für die Rennstrecke gemacht, sondern ein Rennauto durch die Straßenzulassung gebracht.“ Mit dem neuen Mustang von der Stange hat der GTD deshalb noch weniger zu tun als ein GT3 RS mit einem herkömmlichen Porsche 911. Denn bis auf die Silhouette und den Namen sind das zwei völlig unterschiedliche Autos.
Vor diesem Ford sollen sogar Porsche und Aston Martin zittern
Eine dramatisch veränderte Karosserie, Renntechnik und mehr als 800 PS - der Ford Mustang GTD ist in jeder Hinsicht ein Supersportwagen. Mit einer Ausnahme: dem Preis.
Die aerodynamisch dramatisch veränderte Karosserie mit dem Drag-Reduktion-System aus beweglichen Klappen und einem variablen Spoiler ist weitgehend aus Karbon gebacken und darunter steckt vom Fahrwerk über das Transaxle-Getriebe mit Achtgang-Doppelkupplung bis hin zu den Magnesium-Rädern und den Keramik-Bremsen reine Renntechnik. Auch der Motor wurde für die Rennversion neu entwickelt. Der V8 hat demnach 5,2 Liter Hubraum und soll mehr als 800 PS leisten, so Farley weiter. „Mehr Power hatte bislang noch kein anderer Mustang mit Straßenzulassung.“
Zwar eifert Ford mit diesem technischen Aufwand unverhohlen der europäischen Elite nach und auch die bislang nicht näher klassifizierte „Kleinserie“ klingt mehr nach Manufaktur als nach Massenproduktion. Doch zumindest an einem Punkt bewahrt Farley die Bodenhaftung: Beim Preis. Der ist mit rund 300.000 Dollar zwar für einen Ford fast schon unverschämt hoch. Aber im Kreise seiner Konkurrenten ist der Mustang GTD da fast noch ein Schnäppchen.
Farley weiß natürlich selbst am allerbesten, dass Ford hier in Pebble Beach, auf der Überholspur der deutschen Autobahn und auf den Rennstrecken der Welt so etwas ist wie der Underdog, und kokettiert mit dieser für Ford sonst eher ungewöhnlichen Rolle. Doch er weiß auch, dass Ford es schon einmal mit Ferrari aufgenommen und die Italiener mit dem GT damals 1966 in Le Mans in Grund und Boden gefahren hat. Das ist jetzt zwar mehr als 50 Jahre her, doch speist es bis heute das Selbstbewusstsein des ganzen Unternehmens und allen voran seines Chefs. Der scheut sich deshalb nicht, selbst den besten eine deutliche Kampfansage zu machen: Dieses Auto sei gebaut, um es auf dem Nürburgring und in Le Mans, auf der Autobahn und auf der Landstraße mit der europäischen Elite aufzunehmen, wettert Farley: „Wir wollen damit Porsche, Aston Martin und Mercedes schwitzen sehen.“
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