Mercedes macht die V-Klasse so vornehm wie nie

In Deutschland muss sie sich den Markt nur mit dem VW Bus teilen und hat deshalb einen vergleichsweise leichten Stand. Doch vor allem in Asien tun sich die Mercedes V-Klasse und ihr elektrischer Vetter EQV gegen die Heimspieler schwer. Denn egal ob Denza in China, Hyundai in Korea oder Lexus in Japan: Sie alle bauen mittlerweile vornehmere Vans.

Und das schmerzt die Schwaben gleich doppelt. Zum einen, weil eben genau dort das große Geld verdient wird mit den Großraumlimousinen in Lack und Leder. Und zum anderen, weil es doch arg an ihrem Selbstverständnis kratzen dürfte, dass der Mercedes oder gar der Maybach unter den Vans eben nicht von Mercedes oder von Maybach kommt, sondern von der Konkurrenz.

Doch Van-Chef Mathias Geisen will sich diese Demütigung nicht mehr bieten lassen und setzt jetzt zum Gegenschlag an. Wenn die V-Klasse und der EQV zum Jahreswechsel ihr Facelift bekommen, werden die beiden Raumkreuzer deutlich aufgewertet, rücken weiter weg von den schnöden Lieferwagen und fügen sich besser ein in die Luxusstrategie von Konzernchef Ola Källenius. Raumfahrt erster Klasse lautet die Devise – und die Kunden werden dafür ein bisschen tiefer in die Tasche greifen müssen. Wo es bislang bei knapp 59.000 Euro losging, wird künftig auf jeden Fall eine Sechs an erster Stelle stehen.

Mehr Mercedes denn je: Das sieht man der "neuen" V-Klasse schon auf den ersten Blick an. Denn inspiriert von der S-Klasse hat der Van nun einen noch größeren und stolzeren Grill, der nun auf Wunsch sogar beleuchtet wird, und darüber zum allerersten Mal den aufrechten Stern, der bislang den Limousinen vorbehalten war.

Auch innen gibt es jetzt mehr Premium: Der Fahrer sitzt in Lack und Leder und schaut in ein völlig neues Cockpit, über dem nun wie in A-Klasse und Co bis über die Mittelkonsole ein freistehender Bildschirm für eine frischere Generation des MB UX-Systems thront und LED-Leisten in 64 Farben für Ambiente-Licht sorgen. Parallel hat Mercedes die technische Ausstattung im Detail aufgewertet und Selbstverständlichkeiten wie den schlüssellosen Start oder die induktive Ladeschale fürs Smartphone in die V-Klasse geholt. Außerdem lernen die Assistenzsysteme ein wenig dazu.

Nur über den Antrieb spricht Mercedes noch nicht, sodass wohl kaum große Neuerungen zu erwarten sind. Weder für die Diesel der V-Klasse, die ein Leistungsspektrum von 163 bis 237 PS abdecken, noch für den EQV, der bei 204 PS mit seiner bis zu 100 kWh großen Batterie im besten Fall 363 Kilometer weit fährt.

Ja, auch bei Mercedes wissen sie, dass dieser Gegenschlag die Konkurrenz allenfalls bremsen, aber nicht stoppen kann. Dafür sind Autos wie der Lexus LM oder der Denza D9 zu neu und die Plattform der V-Klasse zu alt, als dass es mit einem Facelift getan wäre.

Und die ganz großen Sprünge bei Antrieb, Assistenten und Ausstattung sind da nicht mehr drin. Doch lange grämen muss sich Geisen deshalb nicht: In gut zwei Jahren kommt die neue, um den Elektroantrieb herum entwickelte Architektur Van.EA und mit ihr die nächste V-Klasse. Und dann werden die Karten so richtig neu gemischt.

Aus dem Datencenter:

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