Verbände fordern Ende der Steuervorteile für Dienstwagen

Seit Anfang dieses Jahres erhalten Käufer von Plug-in-Hybriden keinen Umweltbonus mehr. Nun mehren sich einmal mehr die Rufe, auch die vergünstigte Dienstwagenbesteuerung für die Teilzeit-Stromer zu kippen. Statt wie bei Verbrennern ein Prozent des Listenpreises müssen Dienstwagenfahrer mit Plug-in-Hybriden nur 0,5 Prozent für die private Nutzung des Autos als geldwerten Vorteil versteuern.

Diese "pauschale Privilegierung" solle im kommenden Klimaschutz-Sofortprogramm rückgängig gemacht werden, fordert Friederike Piper von der NGO Transport and Environment (T&E). Ähnlich äußert sich Marc Oliver Prinzing, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Betriebliche Mobilität (BBM): "Es ist schwer nachvollziehbar, warum für Plug-in-Hybride der Umweltbonus, nicht aber der Vorteil bei der Dienstwagenbesteuerung gekippt wurde." Hintergrund ist die fragliche Umweltbilanz der Fahrzeuge.

Ein aktueller Test der Technischen Universität Graz im Auftrag von T&E kam zum Ergebnis, dass Plug-ins selbst bei vollständig geladener Batterie im Pendlerverkehr bei einer Fahrstrecke von 55 Kilometern bis zu dreimal so viel CO2 ausstoßen wie von den Herstellern nach WLTP angegeben. Statt 36 Gramm CO2 pro Kilometer stieß der getestete BMW Dreier Plug-in-Hybrid 112 Gramm aus. Die beiden anderen getesteten Modelle Peugeot 308 und Renault Megane schnitten bei den Tests besser ab, stießen aber immer noch 20 Prozent (33 statt 27 Gramm CO2) beziehungsweise 70 Prozent (50 statt 30 Gramm CO2) mehr als angegeben aus.

War die Batterie leer, stießen die getesteten Plug-ins auf der Teststrecke sogar das fünf- bis siebenfache des WLTP-Werts aus. Der getestete BMW etwa kam auf 204 statt 36 Gramm CO2, der Peugeot auf 197 statt 27 und der Renault auf 138 statt 30. "Plug-in-Hybride sind kein zukunftsträchtiges Konzept. Diese Autos haben Verbrauchswerte wie aus den 70er Jahren", kritisiert Prinzing.

Die hohen Werte im Verbrennermodus sind insofern besonders problematisch, als dass laut einer Studie im Auftrag des Bundesumweltministeriums Dienstwagen-PHEV überwiegend als reine Verbrenner gefahren werden. Und das sind einige: Allein 2022 wurden im relevanten Flottenmarkt 151.768 PHEV zugelassen. Das entspricht 17,5 Prozent der gesamten Flottenneuzulassungen.

Der Vorschlag die Höhe der Dienstwagenbesteuerung an den faktischen elektrischen Fahranteil zu koppeln, stößt ebenfalls auf Skepsis. Das bedeute für die Flottenbetreiber "einen riesigen Kontrollaufwand", sagt Prinzing und ergänzt: "Aus unserer Sicht kann man die Regel für PHEV ganz abschaffen."

Doch möglicherweise erledigt sich das Thema Plug-in-Hybrid in Flotten auch ohne Änderungen an der Dienstwagenbesteuerung. Denn durch den Wegfall des Umweltbonus und die hohen Kraftstoffkosten werden die Fahrzeuge vielen Firmen zu teuer. "Von der vergünstigten Besteuerung profitieren zwar die Nutzer, aber nicht die Unternehmen. Aufgrund der hohen laufenden Kosten führt dies dazu, dass Plug-ins zunehmend aus der Car Policy von Unternehmen rausfliegen", sagt Benjamin Kibies, Analyst beim Marktdatenspezialisten Dataforce. Er rechne daher mit einem "deutlichen Rückgang der Nachfrage".

Doch die Alternative ist angesichts der reduzierten Fördergelder für E-Autos nicht wirklich besser: "Wir gehen davon aus, dass der Verbrenner, vor allem der Diesel, kurzfristig wieder zurückkehrt", sagt Kibies.

Aus dem Datencenter:

Auswirkungen der staatlichen E-Förderung auf den Flottenmarkt 2023