Die VW-Softwareschmiede Cariad und der chinesische Technologieanbieter ThunderSoft gründen ein Gemeinschaftsunternehmen. Das gab VW-China-Chef Ralf Brandstätter auf LinkedIn bekannt. Das gemeinsame Unternehmen soll Innovationen in den Bereich Vernetzung und Infotainment für die chinesischen VW-Kunden entwickeln. Dem "Handelsblatt" zufolge hält die chinesische Seite mit 51 Prozent die Mehrheit.
"Diese Partnerschaft wird es uns ermöglichen, noch schneller und effizienter maßgeschneiderte Softwareprodukte und Lösungen für den Markt zu entwickeln", schrieb Brandstätter. In seinem Post bezeichnete er China als Innovationstreiber, "insbesondere im Bereich der intelligenten vernetzten Fahrzeuge".
Cariad und ThunderSoft arbeiten zusammen
Cariad und ThunderSoft gründen ein Gemeinschaftsunternehmen. Ziel ist die Entwicklung von Software für VW-Fahrzeuge in China. Das ist auch dringend nötig.
Cariad steht seit Längerem unter Druck, weil Software nicht rechtzeitig fertig wird. Schon beim Produktionsstart des VW Golf 8 gab es deshalb Probleme. Einzelne Funktionen standen bei der Auslieferung noch nicht zur Verfügung und mussten später per Update nachgerüstet werden. Weil das geplante Betriebssystem für künftige Elektroautos noch nicht fertig ist, musste der Produktionsstart mehrerer Konzernmodelle verschoben werden, unter anderem der des elektrisch angetriebenen Porsche Macan und der des Audi Q6 e-tron.
In China ist VW in letzter Zeit ins Hintertreffen geraten. War man bei den konventionellen Autos noch Marktführer, droht diese Position mit dem Umstieg auf Elektroautos verloren zu gehen. Das liegt nicht nur an der staatlichen Förderung der heimischen Marken wie BYD, Geely und Nio, sondern auch daran, dass diese deutlich besser auf die speziellen Wünsche der chinesischen Kundschaft eingehen.
Das betrifft vor allem den Bereich Infotainment, der in China einen deutlich höheren Stellenwert hat als in Europa oder Amerika. Nio beispielsweise bietet die digitale Assistentin Nomi, die sich per Sprachsteuerung bedienen lässt und mithilfe künstlicher Intelligenz den Fahrer unterstützt. Apps zum Streamen von Filmen oder Karaoke sind sehr beliebt.
Der Unternehmensberatung Oliver Wyman zufolge sind in China 80 Prozent der Kunden bereit, für bessere digitale Dienste die Automarke zu wechseln. In Europa sind es nur 40 Prozent. Neben der chinesischen Konkurrenz ist auch Tesla in China sehr stark. Auch die Amerikaner setzen seit jeher neben der E-Mobilität auf die Vernetzung und sind bei der Installation neuer Apps deutlich flexibler als die deutschen Hersteller.
Wenn die Wolfsburger in China nicht ins Hintertreffen geraten wollen, muss etwas passieren. Das hat der Vorstand offenbar verstanden und bemüht sich nun mit Partnerschaften, den Vorsprung der Konkurrenz aufzuholen. Die Entwicklungszyklen in der Softwarebranche sind allerdings deutlich kürzer, als die Autobauer es gewohnt sind. Für VW in China wird es spannend.
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