Mitte vergangenen Jahres noch unvorstellbar, jetzt Realität: Die Autopreise sind in Deutschland im freien Fall. Setzte die Branche zunächst auf kurzfristige Rabatte, folgt nun der nächste Schritt. Immer mehr Hersteller senken ihre Listenpreise. Die zeitgebundenen Incentives werden durch langfristige Maßnahmen ergänzt. Die Rabattschlacht wird zum Preiskrieg. "Wenn Listenpreise gesenkt werden, dann ändert sich automatisch das von den Menschen wahrgenommene Preisniveau", sagt DAT-Analyst Martin Weiss. Das wirkt sich auf die Restwerte des gesamten Bestands der jeweiligen Modelle aus.
Rabattschlacht wird zum Preiskrieg
Die Hersteller senken angesichts der schwachen Nachfrage vermehrt die Listenpreise. Das hat Auswirkungen auf die Restwerte des Bestands.
Derzeit liegt der Fokus der Abschläge auf E-Fahrzeugen. Der chinesische Autobauer BYD senkte zum Jahresbeginn seine Listenpreise um bis zu 15 Prozent. Der Atto 3, das in Deutschland meistverkaufte BYD-Modell, startet nun bei 38.000 Euro. Geringer war die Preissenkung bei den anderen Fahrzeugen: Beim Einstiegsmodell Dolphin fielen die Preise um bis zu 8,3 Prozent (ab 33.000 Euro) und beim Seal um bis zu 5,4 Prozent (ab 45.000 Euro). Tesla zog nach: Der Elektroautopionier senkte zuletzt die Preise beim Besteller Model Y um 5000 Euro.
Auch klassische Hersteller stutzen ihre Listenpreise. In Frankreich setzte Renault den Preis für den Megane E-Tech um zehn Prozent auf rund 34.000 Euro herunter. Volkswagen war noch einen Schritt schneller: Über alle ID-Modelle hinweg führte das Unternehmen in Frankreich und anderen europäischen Ländern eine günstige Ausstattungsvariante ein. Dadurch sanken die Einstiegspreise deutlich. Ein Beispiel: Zum Marktstart im vergangenen Jahr lag das Startniveau für den ID.4 in Frankreich bei 51.000 Euro, jetzt ist er ab 44.000 Euro zu haben. Ob VW die neue Ausstattungsvariante auch in Deutschland anbietet, ist noch offen. Eine Sprecherin wollte sich gegenüber der Automobilwoche nicht dazu äußern.
Mit ihrer extremen Preispolitik spielen die Hersteller mit dem Vertrauen der Verbraucher. In den Krisenjahren stiegen die Transaktionspreise in Deutschland um mehr als 25 Prozent. Im Jahr 2022 zahlte ein Autokäufer im Durchschnitt 42.800 Euro. Selbst im Jahr 2023 ging es noch leicht nach oben.
Dann folgte der Käuferstreik. Aufgrund der zunehmend schwierigen Rahmenbedingungen waren die Kunden nicht mehr bereit, die überzogenen Preise zu zahlen. Die Verunsicherung ist immens. Und sie hält an: Jeder Zweite glaubt laut einer exklusiven Civey-Umfrage nicht an fallende Preise in den nächsten Monaten - und das, obwohl es längst so weit ist.
Aus dem Datencenter: