Der britische Online-Gebrauchtwagenhändler Cazoo zieht einen finalen Schlussstrich unter seine gescheiterte Expansion auf den deutschen Markt: Genau zwei Jahre nach dem Kauf des Auto-Abo-Pioniers Cluno, der den Start in Deutschland einläutete, verkauft Cazoo Cluno nun an den Konkurrenten ViveLaCar und dessen neue Muttergesellschaft The Platform Group.
Cazoo verkauft Cluno an ViveLaCar
Der britische Online-Autohändler Cazoo zieht sich endgültig aus Deutschland zurück. Damit gewinnt die Konsolidierung im Markt für Auto-Abos erneut an Fahrt.
Zum Kaufpreis machten weder Cazoo noch ViveLaCar Angaben. Da mit dem Kauf laut Mitteilung "mehrere tausend Autos" auf die neuen Eigentümer übergehen, dürfte sich dieser jedoch im mittleren zweistelligen Millionenbereich bewegen. Laut der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) kosteten Gebrauchtwagen in Deutschland 2022 im Schnitt 18.800 Euro.
Cazoo ist nach seiner missglückten Expansion auf den kontinentaleuropäischen Markt schwer angeschlagen und braucht aufgrund der anhaltenden Verluste dringend Geld. Zuvor hatte Cazoo bereits den spanischen Abo-Anbieter Swipcar und das italienische Pendant Brumbrum verkauft. Der Aktienkurs von Cazoo ist seit Börsenstart um mehr als 90 Prozent eingebrochen.
Der nächste Schritt für ViveLaCar und Cluno sei nun, die Volumen, Teams und Kompetenzen zusammenzubringen, erklärte ViveLaCar-Sprecher Stephan Lützenkirchen gegenüber der Automobilwoche.
ViveLaCar selbst war erst Ende Januar unter das Dach von The Platform Group geschlüpft. Das Wiesbadener Unternehmen betreibt 16 Online-Plattformen mit über 4000 Partnern in verschiedenen Branchen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Software-Entwicklung, Online-Marketing und der Entwicklung von technischen Schnittstellen.
Gründer Mathias Albert erklärte damals: "Durch optimierte Prozesse und ein nochmals deutlich verstärktes Performance-Marketing generieren wir Mehrwerte für unsere Partner aus dem Automobilhandel und unsere Kunden." Zudem erhalte man Zugang zu mehr als fünf Millionen Kunden in Deutschland.
Die Auto-Abo-Branche allgemein befindet sich aktuell in einer Phase der Konsolidierung. Zuvor ging etwa bereits Fleetpool an den Leasinganbieter ALD. Vertriebsexperte Stefan Reindl, Chef des Instituts für Automobilwirtschaft (IfA), sieht für die Konsolidierung verschiedene Aspekte: "Wesentliche Gründe sind die Komplexität des Geschäftsmodells mit ungünstigen Kostenstrukturen, die Problematik der Versorgung des Auto-Abo-Fahrzeugpools mit Fahrzeugen sowie der rasche Markteintritt von Automobilherstellern oder ihren Captives im Finanzdienstleistungsbereich sowie Autovermietern oder weiteren Playern."
Vom wachsenden Markt des Abo-Geschäfts wollen viele Player profitieren. Hersteller wie Mercedes, die Stellantis-Gruppe und der VW-Konzern sind in den vergangenen Monaten in den Kanal eingestiegen. Dabei haben die Hersteller eine vorteilhafte Position. "Sie haben zusätzliche Möglichkeiten, den notwendigen Auto-Abo-Fahrzeug-Pool mit geeigneten Fahrzeugen zu versorgen und sind ohnehin - zumindest bei Neufahrzeugen - häufig über ihre Händlernetze der erste Kundenansprechpartner", so Reindl.
Entsprechend groß sind bei vielen Playern die Erwartungen. "Für Auto-Abos sehe ich im Vertriebsmix einen Anteil von bis zu zehn Prozent", sagte jüngst Christian Dahlheim, Chef von Volkswagen Financial Services. Wie viele Abos tatsächlich verkauft werden und welche Potenziale der Markt bietet, ist nicht klar. Zumal es für das Abo-Geschäft, das in der Regel alle Kosten beinhaltet, mit Ausnahme des Kraftstoffs, viele Definitionen gibt. "Das tatsächliche Marktpotenzial und die Wachstumsmöglichkeiten für Auto-Abos werden wohl häufig überschätzt", glaubt Reindl.