Volkswagen vor dem "perfekten Sturm"

Der "perfekte Sturm" ist ein beliebter Begriff, um ein heftiges negatives Ereignis zu umschreiben, bei dem alles zusammenkommt. Daniela Cavallo nutzte den Ausdruck jetzt, um die sich anbahnende Unwetterlage im Hause VW zu erklären.

Volkswagens Betriebsratschefin hat Kritik an den Renditevorgaben der Stammmarke VW Pkw geäußert und vor einem "perfekten Sturm" gewarnt, der auf VW zusteuere. Cavallo geht damit auf Widerstand zum Management. Der VW-Konzern sieht für die Kernmarke eine Zielrendite von 6,5 Prozent – so viel wie noch nie in ihrer Geschichte. Zur aktuellen Marge ist das nahezu eine Verdoppelung.

"Das Zielbild 6,5 Prozent Rendite ist keines, das die Belegschaft mitnimmt", sagte Cavallo im nichtöffentlichen Teil der Betriebsversammlung in Wolfsburg. "Ein reines Renditeziel schweißt die Belegschaft weder zusammen noch motiviert es sie", hieß es in Redeauszügen im VW-Intranet.

Gleichzeitig warnte die Betriebsratschefin davor, dass sich die bereits angespannte Lage angesichts von Lieferengpässen, schleppendem Elektro-Hochlauf, Digitalisierung und neuer Konkurrenz aus China noch verschärfen könnte.

"Aktuell erleben wir die Ruhe vor diesem Sturm. Wenn der Sturm losbricht, liebe Vorstandsmitglieder, dann brauchen wir alle Hände an Deck", sagte Cavallo. "Dann brauchen wir eine Team-Leistung, wie sie Volkswagen lange nicht gesehen hat." Andernfalls: perfekter Sturm.

Markenchef Thomas Schäfer verteidigte auf der Versammlung das von ihm im Mai ausgegebene Ziel. "6,5 Prozent Rendite sind die Basis dafür, dass Volkswagen wieder an die Spitze fährt", sagte Schäfer.

Schäfer hatte im Juni ein milliardenschweres Performance-Programm angekündigt, das die Kosten senken soll. Auf der Versammlung warb er für das Programm, an dessen Details noch gearbeitet wird. Schäfer: "Wir müssen das Performance-Programm konsequent umsetzen. Es geht um die Zukunftsfähigkeit von VW."

Kritik übte Betriebsratschefin Cavallo daran, dass es nach wie vor keine offiziellen Aussagen zum Inhalt des geplanten Effizienzprogramms gebe. Das sorge in der Belegschaft für Verunsicherung. Schäfer kündigte an, bis zum Herbst ein "überzeugendes Gesamtpaket" für das Effizienzprogramm vorzulegen.

"Das werden wir innerhalb der nächsten Wochen dem Betriebsrat vorstellen und gemeinsam diskutieren", so Schäfer. Ziel sei, gemeinsam "eine tragfähige Lösung für die Beschäftigten und das Unternehmen zu finden". Details wollte er noch nicht nennen. Darüber werde hinter verschlossenen Türen verhandelt.

Nach Informationen der Automobilwoche sind Teams in allen Bereichen seit Monaten unterwegs, um Effizienzen zu heben. Zehn Milliarden Euro sollen so identifiziert werden. Mehr als 60 Prozent soll das Management schon erarbeitet haben. Unter anderem gibt es Verbesserungsmöglichkeiten beim Sourcing – also etwa der Beschaffung von Komponenten – sowie in der strategischen Produktplanung.

VW-Konzernchef Oliver Blume sagte über den Inhalt des Performance-Programms: "Es geht darum, wie wir die Erträge steigern können über Produkte, Produktmix, Ausstattung, Betriebsleistung. Wir gehen alle Kosten durch von Entwicklungskosten, Materialkosten über Fixkosten, Produktionskosten bis zu Vertriebskosten."

Bis zur Planungsrunde Anfang November soll der Plan stehen.

(mit Material von dpa)

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