So stehen die Hersteller zum Plug-in-Hybrid

Die Plug-in-Technologie ist für die deutschen Autohersteller ein wesentlicher Pfeiler beim Übergang zur reinen Elektromobilität. Denn mit der Verbindung aus Verbrenner und Batterie lassen sich Lücken in der Lade-Infrastruktur überbrücken, indem auf Diesel oder Benziner umgeschaltet wird. Außerdem gewinnt die Branche damit Zeit, um die vielen Motoren- und Antriebswerke umzustellen und die Beschäftigung dort noch länger zu halten. Es herrscht daher Alarmstimmung angesichts der von Wirtschaftsminister Roland Habeck angekündigten Pläne, wonach die staatliche Prämie beim Kauf eines Plug-in-Hybriden zum Ende des Jahres auslaufen soll.

Massive Kritik kommt vor allem von den Verbänden. So hat der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) nun einen Brief an das Ministerium geschrieben. Darin fordert Verbandspräsident Thomas Peckruhn den Erhalt der Förderung, alles andere widerspreche dem Koalitionsvertrag. "Sowohl unsere Betriebe als auch deren Kundinnen und Kunden empfinden das als schweren Vertrauensbruch", sagte Peckruhn laut Mitteilung. Er spricht sich außerdem für das Bestelldatum als maßgebliches Kriterium aus, um das Problem der derzeit langen Lieferfristen zu lösen. Wer einen Plug-in-Hybriden bestellt, bekommt ihn meist nicht mehr in diesem Jahr ausgeliefert.

Entgegen der Meinung vieler Kritiker sieht Peckruhn in der Technologie einen Beitrag für den Klimaschutz. "Viele Kunden möchten gern elektrisch fahren, brauchen aber auch ein langstreckentaugliches Fahrzeug", so Peckruhn. Dies zeige sich bei den Verkaufszahlen der Plug-in-Hybride, die weiter steigen. Zum Problem der oft überwiegenden Nutzung im Verbrenner-Modus sagte Peckruhn: "Die Förderung kann zum Beispiel davon abhängig gemacht werden, mit welchem Anteil ein Plug-in-Hybrid im Batteriebetrieb gefahren wird. Das lässt sich bei allen neuen Fahrzeugen problemlos auslesen."

Viele Hersteller sehen trotz des möglichen Endes der Kaufprämie weiter gute Chancen für die Technologie. "Auch ohne die staatliche Förderung werden unsere hocheffizienten Plug-in-Hybride attraktive Produkte für eine Vielzahl von Kunden weltweit sein", sagte ein Mercedes-Sprecher der Automobilwoche. Aktuell sei bereits die vierte Generation der Plug-in-Hybride auf dem Markt. Diese seien hocheffizient und bedeuteten für viele Kunden einen Kostenvorteil. So schafft etwa die A-Klasse rein elektrisch bis zu 70 Kilometer, der kombinierte Verbrauch wird mit 1,3 Liter pro 100 Kilometer angegeben.

Neben der Kaufprämie bleiben weitere Vorteile erhalten, etwa eine wegen des geringen Verbrauchs günstige Kfz-Steuer. Auch gilt für Hybridfahrzeuge nach wie vor, dass als Dienstwagen nur 0,5 Prozent des Bruttolistenpreises als geldwerter Vorteil versteuert werden müssen. Bei Verbrennern ist es ein Prozent.

Bei Mercedes machten die Plug-in-Hybride im ersten Quartal 2022 mit 45.900 verkauften Einheiten neun Prozent des gesamten Absatzes aus. Zusammen mit den rein elektrischen Fahrzeugen waren es 74.200 Einheiten oder 15 Prozent des gesamten Absatzes. Mercedes-Chef Ola Källenius kündigte vor wenigen Tagen an, den Absatz elektrischer Fahrzeuge in diesem Jahr um 40 Prozent steigern zu wollen. "Plug-in-Hybride sind und bleiben ein wichtiger Bestandteil auf dem Weg zur vollelektrischen Mobilität und bilden für viele Kunden den Einstieg in diese", heißt es bei Mercedes. Erst ab 2025 sollen mit neuen Plattformen nur noch rein elektrische Fahrzeuge gebaut werden.

Wie bei Mercedes ist bei BMW der Plug-in-Hybrid fester Bestandteil des Portfolios, auch wenn die Münchner die Zahlen in den Absatzmeldungen nicht gesondert ausweisen und lieber den Fokus auf die rein elektrischen Modelle lenken. Vertriebsvorstand Pieter Nota spricht sich für einen Erhalt der staatlichen Kaufprämie aus. "Die Förderung ist extrem wichtig, um den Hochlauf der Elektromobilität zu garantieren", sagte er der Automobilwoche am Rande der Premiere des neuen BMW Siebeners. "Wichtiger ist uns aber, dass es öffentliche Investitionen in Ladeinfrastruktur gibt. Diese wird über den Erfolg der Elektromobilität entscheiden und nicht das verfügbare Angebot. Es wird immer so getan, als liege die Frage des Erfolges der Elektromobilität nur bei uns und beim Angebot. Das ist aber nicht so. Förderung muss gerade in diesem Bereich verstärkt stattfinden", so Nota weiter.

Insgesamt bietet BMW derzeit 17 Plug-in-Hybrid-Modelle in 95 Märkten weltweit an. "Plug-in-Hybride sind eine wichtige Technologie zur Erreichung des BMW Group Flottenziels von 50 Prozent weniger CO2-Emissionen pro Kilometer bis 2030", heißt es im Unternehmen. In diesem Jahr soll mit dem Zweier Active Tourer bereits die fünfte Generation der Technologie ausgerollt werden, die nochmals deutlich effizienter ist und über 80 Kilometer rein elektrisch schafft. Um die sinnvolle Nutzung zu garantieren, hat BMW außerdem in über 150 Städten sogenannte eDrive Zones eingerichtet, bei denen das Fahrzeug automatisch in den elektrischen Modus wechselt. Möglich wird dies über die Standorterkennung. Viele weitere Städte sollen in diesem Jahr noch hinzukommen. Damit decke der Plug-in-Hybrid ein sehr breites Einsatzspektrum ab und sei somit ideal für zum Beispiel Ein-Auto-Haushalte.

Im Volkswagen-Konzern ist die Haltung ganz ähnlich. "Als Brückentechnologie hin zur reinen E-Mobilität haben PHEVs derzeit eine wichtige Funktion", so ein Sprecher. Würden sie vorwiegend elektrisch genutzt, könnten sie aktiv und direkt zum Klimaschutz beitragen. Daher unterstütze Volkswagen die Überlegungen der Bundesregierung, die Vergünstigungen für PHEVs an den elektrischen Fahranteil zu koppeln. Um dem Kunden im Alltag hohe elektrische Fahranteile zu ermöglichen, müsse zum einen die Ladeinfrastruktur auf ein flächendeckendes und alltagstaugliches Niveau gebracht werden. "Auf der anderen Seite werden wir absehbar PHEV-Modelle mit höheren elektrischen Reichweiten und höhere Ladeleistungen auf den Markt bringen. Dies wird dem Kunden erlauben, über hohe elektrische Fahranteile einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten."

An der Nachfrage jedenfalls mangelt es derzeit nicht. Da andererseits die Lieferfähigkeit wegen des Mangels an Halbleitern beschränkt ist, hat die Marke Volkswagen in Deutschland einen Bestellstopp verhängt, um die Lieferzeiten für die Kunden nicht weiter zu verlängern.

Kritik am möglichen Ende der Förderung kommt auch von Importeuren. "Die geplante Streichung der Innovationsprämie für Plug-in-Hybride ist das falsche Signal gerade zu einer Zeit, in der immer deutlicher wird, dass wir schnell und umfassend unabhängiger von fossilen Brennstoffen werden müssen", sagte Jens Schulz, Vertriebschef Mitsubishi Deutschland, der Automobilwoche. Moderne Plug-in-Hybride ermöglichten Elektromobilität auch überall dort, wo die öffentliche Ladeinfrastruktur noch nicht ausreichend ausgebaut sei, und senkten damit die Hemmschwelle insbesondere bei Privatkunden, sich ein Elektrofahrzeug zu kaufen.

Renault verweist auf die haltung des VDIK und VDA. Beide Branchenverbände hatten ein mögliches Förderende moniert, weil dies den Hochlauf der Elektromobilität ausbremsen könnte. "Aufgrund der immer noch unzureichend ausgebauten öffentlichen Ladeinfrastruktur können Plug-in Hybride eine Wegbereiter-Rolle für Umsteiger mit Reichweitenangst spielen", sagte eine Renault-Sprecherin der Automobilwoche. Änderungen der Förderlandschaft hätten selbstverständlich einen Einfluss auf das Nachfrageverhalten der deutschen Autokäufer und somit den Verkaufsanteil der einzelnen Technologien.
Jedes neu zugelassene, elektrifizierte Fahrzeug leiste einen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele. Renault hat derzeit Captur und Megane als Plug-In-Hybrid im Angebot, dazu rein elektrische Fahrzeuge wie Zoe, Twingo oder Megane E-Tech.